Der Schule gelingt es ja des Öfteren uns mit Nostalgie zu erfüllen: Verzweifelt klammern wir uns beispielsweise an unsere Stifte und einige Lehrer sich an die Vorstellung, wir würden für Referate, neben dem Internet, Bücher nicht nur als „adäquate“ Quellenangabe benutzen. Die Praktikumspräsentation der MSS12 war für mich ein Moment ähnlicher Gefühle. Anfangs noch motiviert, meine Erlebnisse „optisch umzusetzen“, verzweifle ich schnell, als ich mich mit Schere und Kleber über einem überdimensionalen Tonpapier kniend sitze. Neben der dem Mysterium, wohin meine alten Grundschullineale verschwunden sind, widme ich mich schockiert der Frage, wann ich das letzte Mal etwas ausgeschnitten und aufgeklebt habe, anstatt es virtuell zu kopieren und einzufügen. Nach bewegten PowerPoint-Präsentationen und bunten Lernvideos fühlt es sich manchmal schon komisch an, eine Folie abzuschreiben. Womit sich mir eine neue Frage stellt: Ist meine Generation wirklich schon so entfremdet vom sogenannten „real life“ oder ist es in Wirklichkeit unser gesamtes Bildungssystem, an dem etwas vorübergezogen ist?

Während sich die Berufswelt, auf die uns das Praktikum vorbereiten sollte, schon bezeichneter Weise „Industrie 4.0“ nennt und wir so viel Zeit vor unseren Handys verbringen, dass Apokalyptiker den Zerfall der zwischenmenschlichen Kommunikation prophezeien, stehen manche Erwachsene unserer Schule noch immer verzweifelnd vor den elektronischen Tafeln, wenn sie sich nicht schon resigniert wieder gesetzt und an einen Schüler übergeben haben.

Bei der geforderten Präsentationsweise unser zweiwöchigen Erfahrungen allerdings, schienen die Rollen vertauscht. Während wir uns zuhause verwirrt zu erinnern versuchten, wie das mit Schere und Lineal nochmal funktioniert und ob man überhaupt noch in Besitz eines nicht eingetrockneten Klebestifts ist, konnten die Lehrer sich entspannt vor unsere Werke stellen und so tun, als befänden wir uns noch einem übersichtlicheren Zeitalter, in dem Bilder sich noch nicht bewegen konnten. Es können wohl beide Generationen mit den Medien der jeweils anderen nicht umgehen.

Kritisieren möchte ich damit nicht zwingend, dass wir uns mal auf eine ungewohnt visuelle Art und Weise mit etwas auseinandersetzten sollen. Auch ist die Idee einer Preisverleihung abwechslungsreich im Vergleich zum gewöhnlichen „Notendruck“. Jedoch hoffe ich, dass nachfolgende 12er, besser mit dem gewählten Präsentationsmedium umgehen können als einige von uns, weil es endlich digitalisiert wurde, wie es mit so viel in der „echten Welt da draußen“ schon geschehen ist. Manche haben ihr Plakat ja bereits am PC erstellt. Nur auf das Drucken hätten sie verzichten sollen dürfen.

Lilli Wallot (MSS12)

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