Ein Musikvideo drehen. Ganz einfach, denkt ihr jetzt vielleicht. In der heutigen Zeit, wo scheinbar alles automatisch vom Computer geregelt wird und es hunderte kostenlose Schnittprogramme zum Downloaden gibt – was muss man da eigentlich noch selbst tun? Ein paar Sequenzen drehen und auf den PC ziehen, Musik aussuchen und tadaa! Fertig ist der Film! So simpel ist es dann leider doch nicht, denn in so einem dreiminütigen Video steckt echt ziemlich viel Arbeit.
Als die Durchsage kam, es gäbe einen Filmwettbewerb, waren wir beide sofort Feuer und Flamme. Wir hatten für den Musikunterricht bereits einmal ein Musikvideo mit einigen anderen gedreht, was uns viel Spaß gemacht hatte. Somit hatten wir auch schnell eine Vorstellung davon, welchen Stil wir uns für unseren Imagefilm vorstellten. Wir suchten uns ein Lied aus – “Hall of fame” von the script – und schrieben einen ganzen Nachmittag lang auf jede Liedzeile eine passende Szene. Als wir zufrieden mit unserem Plan waren, konnten wir mit dem Drehen loslegen.
Dass es ziemlich aufwendig ist, alle Szenen zufriedenstellend im Kasten zu haben, war uns durch unsere Vorerfahrung bewusst und so überlegten wir, wie wir Drehen und Schneiden so koordinieren könnten, dass unser Projekt bis zum Abgabetermin auch fertig sein würde. Die gesamten Dreharbeiten dauerten ca. drei Wochen, etwa dreimal wöchentlich jeweils bis zu drei Stunden, und immer mal wieder schnitten wir das, was wir schon hatten, Stück für Stück zusammen. Das komplette Video setzt sich aus 28 Szenen zusammen und geschätzte 800-1000 Clips kamen insgesamt zustande. Nachdem wir die ersten Szenen erfolgreich abgefilmt hatten, ging es ans Schneiden. Als wir endlich ein passendes Programm gefunden hatten, verlief der erste Schnittversuch recht problemlos. Doch so unkompliziert und nervenschonend blieb es nicht. Etwas später, bei einem unserer regelmäßigen Treffen, ließ sich eine aufwendig gecuttete Szene, die etwa anderthalb Stunden in Anspruch genommen hatte, nicht richtig speichern und wir wurden ein ganzes Stück zurückgeworfen. Zu solchen Misserfolgen und Komplikationen kam es öfter, doch wir ließen uns nicht unterkriegen.
Auch das parallellaufende Drehen ging weitestgehend gut voran. Manche Szenen mussten wir doppelt und dreifach filmen, in der gleichen oder auch mal einer anderen Perspektive, um dann später zu schauen, was am besten geeignet war. Wir drehten in der Biologie- und der Physiksammlung, in der Sporthalle und auf dem Basketballplatz, in der Bibliothek und in Fachräumen. Wir experimentierten, kletterten und legten uns auch anderweitig ins Zeug, um einen möglichst allumfassenden und vielseitigen Eindruck von unserer Schule zu schaffen.
Die mit am aufwendigsten zu drehende Szene war die in der Kletterhalle, in der Paula an der Wand hängt und Katharina sie sichert. Hierfür brauchten wir 1.) die Erlaubnis und Aufsicht eines Lehrers mit Autorisierung fürs Klettern am LG und 2.) mehrere Kamerapersonen, da wir in manchen Ansichten gleichzeitig im Bild zu sehen sein würden. Hier nochmal ein großes Dankeschön an Herrn Fischer, Wunja und Jasmin, die uns so tatkräftig an diesem Nachmittag unterstützt haben und ihre Zeit in unser Projekt gesteckt haben. An diesem Drehtag war Paula auch als Stuntfrau gefragt: Sie musste an den Überhang springen und sich dann fallen lassen. Katharina hätte sich das sicherlich nicht getraut, aber dadurch, dass wir auch öfter mal zusammen klettern gehen war das Sichern eigentlich kein Problem.
Das Drehen des Physikexperiments war ebenfalls ein echtes Erlebnis, da Herr Schreiber sich wirklich ins Zeug gelegt hat, um diesen tollen Effekt zu erzielen. Vielen Dank! Sie waren großartig vor der Kamera!
Auch anderweitig hatten wir glücklicherweise reichlich Unterstützung. An dieser Stelle ebenfalls danke an Herrn Weber, Herrn Willenbacher, Charlotte, Florian und Marie!
Wir waren schon ziemlich weit gekommen, als etwa eine Woche vor Abgabetermin ein Treffen aller Wettbewerbsteilnehmer stattfand, bei dem uns klar wurde, dass wir unser fest eingeplantes Lied, den Kern und das Herzstück unseres Projekts aus Copyright Gründen nicht verwenden konnten. Darüber hatten wir zwar durchaus nachgedacht – diese Befürchtung naiverweise jedoch immer wieder beiseitegeschoben. Ein großer Fehler, wie sich jetzt herausstellte. Ein Schlag ins Gesicht – was sollten wir denn jetzt tun? Unser ganzes Konzept musste verworfen werden und wir hatten keine andere Wahl, als uns ein neues zu überlegen – und zwar so schnell wie möglich, denn viel Zeit blieb uns nicht mehr. Wir beide fühlten uns, als wäre uns der Boden plötzlich entrissen worden. Die wochenlangen Dreharbeiten, die stundenlange Planung waren auf dieses Lied gestützt gewesen und man hatte uns in nicht einmal einer halben Stunde das Fundament für unser Projekt geraubt. Als Erstes dachten wir, das wäre es jetzt gewesen, doch Herr Jung gab uns die Möglichkeit, uns in einer etwas verlängerten Zeitspanne eine Alternativlösung auszudenken und diese einzureichen. Wir waren frustriert – und dennoch nicht bereit, aufzugeben. Es durfte einfach nicht alles umsonst gewesen sein! Also musste neue Musik her. Wir entschieden uns dafür, die ursprünglich geplanten und ja nun größtenteils schon abgedrehten Szenen so beizubehalten, auch wenn die mühevoll ausgearbeiteten Textbezüge natürlich nicht mehr vorhanden sein würden. Außerdem beschlossen wir, durch Hintergrundkommentare einige Informationen über das LG einzubringen. Paula zeigte großes Talent im Synchronsprechen und fungierte als Audioführerin. Dabei fiel uns beiden auf, wie schwierig es sein kann, ein Wort wie „vielseitig“ richtig auszusprechen – so, dass es gut klingt! 😉 Die Alternativlösung wurde schlussendlich auch sehr gut und vielleicht für den eigentlichen Zweck sogar besser als das Original.
Und so fuhren wir fort, drehten die letzten Szenen, schnitten die einzelnen Clips final zusammen und gaben dem Ganzen einen letzten Schliff. Hierfür gingen wieder einige Stunden, Mandarinen und Lebkuchen drauf und auch diesmal blieben unsere Nerven nicht gänzlich verschont. Nach stundenlangem Schneiden waren wir beide oft völlig am Ende aber schließlich durchaus zufrieden mit dem Ergebnis. Zusätzlich hatte uns dessen Produktion hauptsächlich extrem viel Spaß bereitet.
Doch dann kam der rückblickend vermutlich schlimmste Moment des ganzen Prozesses: Am Abend vor der endgültigen Deadline fiel Katharina auf, dass das Benutzen unserer Plan B- Musik wahnsinnig kostspielig wäre. Ein absoluter Tiefpunkt. Jetzt war wirklich alles umsonst gewesen. Oder? Nun ja, nicht ganz. Es war viel Aufwand, doch wir schafften es, die tagelange Arbeit zu retten. Nachdem Katharina mehrere Stunden nach einer Musik gesucht hatte, mit der wir nun sicher keine Probleme aufgrund von Copyright haben würden, schnitt Paula einen ganzen Abend lang das nun endgültig zugelassene Video und legte die neue Musik darunter.
Und zu diesem Zeitpunkt war es dann tatsächlich fertig: Unser Video “Mein LG- meine Schule”. Wir reichten es beim Wettbewerb ein und daraufhin hieß es hoffen und abwarten.

In der letzten Woche vor den Ferien – genauer gesagt am letzten Schultag – fand die Siegerehrung in der Aula statt. Wir waren beide ganz hibbelig und aufgeregt. Wir wünschten uns, zusätzlich zu all der Freude am Entstehungsprozess und dem zufriedenstellenden Endergebnis möglicherweise sogar noch einen Siegertitel für unseren aufwendigen Imagefilm zu bekommen. Die Filme waren in zwei Kategorien aufgeteilt worden: 5.-7. Klasse und 8.-10. Klasse. Es schien gerade so, als wollten uns die Lehrer auf die Folter spannen, mit zwei dritten Plätzen und einem zweiten und der Sieger wurde nicht verkündet, sondern das Video wurde vorgespielt. In dem Moment, als der Gong ertönte und unser „mein LG“-Schild auf der Leinwand erschien, löste sich die komplette Anspannung und verwandelte sich in Euphorie. Die ganze Arbeit hatte sich tatsächlich gelohnt! Am Anfang konnten wir es noch gar nicht wirklich fassen, doch das Grinsen war den Tag über auf unseren Gesichtern festgenagelt.
Katharina Krause und Paula Lentz (10B)
Alle Filme findet ihr unter: https://leiningergymnasium.de/lgg/schule/lg-virtuell/
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