Reisegedanken

Zahlreiche „Binsenweisheiten“ mit unterschiedlichem Wahrheitsgehalt gibt es auf der Welt, auch zum Thema Reisen. Ein Beispiel für eine solche „Binsenweisheit“ ist „Der Weg ist das Ziel“ oder auch „Wer reist im Flug, der wird nicht klug“. Eine Reise ist vieles, je nachdem, wen man fragt: Etwa die einzige Weiterbildungsmöglichkeit (u.a. Goethes Ansicht) oder die Freundschaftsprobe (Mark Twain). Aus all diesen Weisheiten kristallisiert sich die Wichtigkeit des Reisens für uns Menschen heraus. Es ist wichtig, über den sprichwörtlichen „Tellerrand“ zu schauen und Eindrücke zu sammeln, damit man andere Kulturen, andere Menschen besser versteht und somit zumindest „sozial“ klüger wird, Goethes Ansicht ist also nicht unbedingt falsch. Es ist wichtig, uns an fremde Orte zu träumen, sich auszumalen, was man dort machen würde und vielleicht irgendwann die „Traumreise“ verwirklichen, damit man seine Fantasie herausfordern und seine (eventuelle) Sehnsucht nach der Ferne stillen kann, um Platz für andere Gedanken zu schaffen. Dabei muss die Reise nicht mal besonders exotisch sein, es reicht aus, zur Oma aufs Land zu fahren. Denn was zählt, sind die Menschen und die Erfahrungen, die man trifft und macht, ganz egal, ob im In- oder Ausland.
Wie wichtig das Reisen für Menschen ist, bemerkt man gerade in diesem Jahr. Obwohl nur „Reisen“ bis zum nächsten Supermarkt im „Lockdown“ möglich sind, zaubert einem allein der Gedanke an vergangene Reisen ein Lächeln auf das Gesicht. Durch Ausmalen, was man nach der Pandemie unternimmt, und das Lesen von Reiseberichten über fremde Orte vergehen so manche graue Corona-Stunden. Klar, die Sehnsucht, mal raus aus den eigenen vier Wänden zu kommen, wird dadurch größer. Wie so oft will man genau das, was man nicht hat. Und Reisen ist leider momentan nicht erwünscht, aus guten Gründen. Die Pandemie nimmt uns viel, eigentlich kann jede/r sich glücklich schätzen, bei dem das Schlimmste, was einem genommen wurde „nur“ die eigene Freiheit ist und nicht etwa nahestehende Menschen gestorben sind. Und trotzdem tut es weh, in der einzig wirklich freien Zeit, zwischen Schule und Studium, nicht das zu machen, worauf man wirklich Lust hat – Reisen, Feiern, Freunde ohne schlechtes Gewissen treffen. Jedoch darf man nicht den Kopf hängen lassen, denn irgendwann, wenn die Pandemie „vorbei“ ist, wird das Leben auch wieder normaler. Bis dahin müssen Träume reichen und heißt es nicht „Vorfreude ist die schönste Freude“?
Bei all den positiven Sachen bezüglich dem Reisen darf man nicht die Augen davor verschließen, dass Reisen auch ihre Schattenseiten haben. Es ist offensichtlich, dass u.a. Kreuzfahrten und Flugzeuge die Umwelt zerstören. Wir können das ja direkt vor der Haustür beobachten, denn dem „Pfälzer Wald“ tut es sicherlich nicht gut, wenn Flugzeuge ab und zu 40 Tonnen Kerosin ablassen. Leider ist es auf den Wasserwegen nicht viel besser: Neben Dampfern, die manchmal kentern sodass Kilometerweite Ölteppiche entstehen, machen auch die enormen Mengen an Schwefel-, Stickoxid- und Rußpartikel, die von Schweröl verbrennenden Kreuzfahrtschiffen ausgestoßen werden, der Umwelt zu schaffen.
Denn die ausgestoßenen Partikel werden vom Wind bis in die Arktis getragen, legen sich dort auf die Eisberge, sodass diese Dunkel werden und schneller schmelzen, so der „Nabu“. Jede Reise sollte deshalb wohlüberlegt sein, das beginnt schon mit dem Transport. Muss man für die Entfernung das Auto nehmen? Oder nimmt man den verspäteten Zug in Kauf, man hat es ja eh nicht eilig?
Weniger offensichtlich ist vielleicht, dass Reisen auch für uns Menschen schädlich sein kann, z.B. Durchfallerkrankungen und Schlimmeres können durch Reisen verursacht werden, wie eine Pilotstudie von Karin Schmidt von der Uni Bielefeld 2003 zeigt.
Reisen ist ein Privileg, was man bewusst gegenüber der dadurch verursachten Schäden und Risiken genießen sollte. Daher müsste man sich über Klimaschutz informieren und aktiv etwas dafür zu tun. Wege gibt es, wie eine Studie der Hochschule Mittweida zeigt, und das Bewusstsein für „nachhaltiges Reisen“ wächst zunehmend. Auch bei großen Unternehmen und bei den Reedereien insbesondere eine (AIDA), es wird am sogenannten „Green Cruising“ geforscht. Unter „Green Cruising“ versteht man vor allem umweltfreundlichere und nachhaltigere Antriebssysteme, wie etwa das Nutzen von Lithium-Ionen-Batterien oder Brennstoffzellen, die durch Wasserstoff betrieben werden. Durch diese Antriebssysteme können bei Anlegemanövern etc. Schweröle eingespart werden. Jedoch muss man bedenken, dass die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien auch sehr umweltschädlich sind und ganze Landschaften und Ökosysteme zerstören. Somit steht „Green Cruising“ noch ganz am Anfang, aber immerhin ist es ein Anfang. Wir haben einen langen Weg vor uns, aber, wie heißt es so schön: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
Paulina Schick (Abiturientin)
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