Atemberaubende Reisfelder im Norden Vietnams, bilderbuchähnliche Strände in Neuseeland, unzählige grünbewachsene Hügel in Ruanda: Mit meinem 60 Liter Reiserucksack und einer Menge Vorfreude und Reiselust im Gepäck wurde mir nicht nur die unglaubliche landschaftliche Schönheit unseres Planeten vor Augen geführt, vielmehr eröffneten mir unglaubliche Begegnungen mit den Einheimischen die Einzigartigkeit ihrer gelebten Kultur, von der ich ein Jahr zuvor kaum zu träumen gewagt hätte.
Mein Name ist Merihan Negm, ich bin 20 Jahre alt und habe im März 2017 am Leininger-Gymnasium (LG) meine Schulzeit mit dem Abitur abgeschlossen. Seit August 2017 befinde ich mich für neun Monate auf Weltreise, die wie ich bereits nach über sechs Monaten sagen kann, die besten meines bisherigen Lebens sein werden.
Bis auf meinen ersten Flug und die ersten drei Nächte in einer vierköpfigen Frauen -WG, hatte ich nur wenig Pläne gemacht: vor mir lagen neun Monate völlige Freiheit und Flexibilität.
Meine Reise startete in Südostasien, genauer in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Mit über 7.58 Mio Einwohnern, ca. 5 Millionen Motorrollern, einer durchschnittlichen Temperatur von schwülen 28.8 Grad Celsius im August und nur einer praktisch angewendeten Verkehrsregel (hupen, wenn man überholen möchte) war der Kulturschock wohl schon vorprogrammiert.
Dank des warmherzigen Empfangs meiner Gastgeberinnen mit einem traditionell vietnamesischen Abendessen auf Sitzkissen und dem im öffentlichen Fernseher übertragenem Fußballspiel FC Bayern gegen Borussia Dortmund in vietnamesisch als Hintergrundkulisse, fühlte ich mich jedoch schnell sicher und gut aufgehoben.
Der Start meines großen Abenteuers war geschafft.
Innerhalb eines Monats reiste ich von Norden nach Süden durch Vietnam, meistens alleine, aber auch hin und wieder mit anderen Backpackern, die wie ich die Vorteile des Alleinreisens schätzten. Das Gute am Solo-Reisen ist nicht nur, dass man lernt bedeutend offener auf andere Mitmenschen zuzugehen, sondern auch nie wirklich alleine ist, wenn man es nicht sein möchte und so einen sehr internationalen Freundeskreis entwickelt.
In Vietnam erlebte ich meine ersten großen Abenteuer, die noch immer bei dem Gedanken daran ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern: eine dreitägige Trekkingtour durch Vietnams nördliche Bergregionen und Reisfelder mit Übernachtung in einem Bergdorf, wunderschöne Straßen neben kilometerlangen Küsten, auf denen ich das Motorroller fahren erlernte, gigantische Streetfood-Märkte, wo man zu sehr günstigen Preisen so viel von der köstlichen vietnamesischen Küche probieren konnte, bis man platzte, oder auch das wunderschöne Mekong-Delta, an das ich mich, mit seinen schwimmenden Märkten und den vielen Obstplantagen am fruchtbaren Ufer, immer wieder gerne zurückerinnere.
Obwohl ich in Vietnam eine spannende Zeit erleben durfte und traurig war meinen neuen Freunden auf Wiedersehen zu sagen, freute ich mich schon sehr auf mein nächstes Reiseland: Malaysia.
Da Vietnam ein sehr armes Land war und es aufgrund dessen im Alltag eher chaotisch und spontan zuging, war ich von der Modernität und dem geregelten Ablauf Kuala Lumpurs sehr überrascht. Es fiel mir schwer wieder zu verinnerlichen, dass man bei einer roten Ampel wirklich stehen bleiben sollte und dass der Verkehr peinlich genau geregelt wurde, fast wie in Deutschland.
In Malaysia führte mich meine Reise unter anderem nach Penang, einer Halbinsel im Nordwesten des Landes. Das Besondere an diesem Ort ist, dass hier die drei größten Bevölkerungsgruppen des Landes, Malayen, Inder und Chinesen, friedlich zusammenlebten, allerdings jede Gruppe in ihren eigenen Vierteln. So fühlt man sich beispielsweise in „Little India“ aufgrund der Authentizität der Restaurants, der Läden, der Menschen, der Musik und der Gerüche so, als ob man sich tatsächlich in Indien befindet.
Nach einem Besuch der wunderschönen Perhentian Islands reiste ich weiter zum Taman Negara Nationalpark, der mit seinen unzähligen Tier-und Pflanzenarten einen der ältesten Regenwälder der Welt beherbergte.Mit meiner damaligen Reisebekanntschaft erkundeten wir auf Touristenpfaden den Urwald, immer darauf bedacht uns nicht zu verlaufen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir unsere Übernachtung in einer Bambushütte inmitten des Urwaldes an einem Wasserfall. Es war ein einmaliges Erlebnis mit den Geräuschen des Urwaldes einzuschlafen.
Ein Reiseziel, dass ich auf meiner persönlichen Favoritenliste ganz oben eintragen würde, ist die kleine indonesische Insel Lombok. Zwar ist Lombok nicht so berühmt wie ihr berühmter westlicher Nachbar Bali, aber dafür um so schöner und vor allem deutlich unberührter.
Anders als in Bali findet man hier mit Sicherheit keine ermüdenden Verkehrsstörungen, verursacht durch tausende von Motorrollern, dafür aber eine Vielzahl von einsamen perlweißen Sandstränden mit türkisblauem Wasser, die sich ideal zum Sonnenbaden, Surfen oder Schnorcheln eignen, mit anderen Worten ein einziges Paradies.
Nach zwei unglaublichen Monaten „im Urlaub“ war es Zeit in Australien zu arbeiten, um meine Weiterreise nach Neuseeland und Afrika finanzieren zu können.
Auf einer Gemüsefarm in der Nähe von Brisbane verbrachte ich meine nächsten acht Wochen mit Unkraut auf Brokkolifeldern jäten, neue junge Brokkolipflanzen in den Boden zu setzen oder verkaufsreife Brokkoli in Styroporbehältern zu verpacken.
Dank dieser (langweilig monotonen) Arbeit hatte ich schließlich die Möglichkeit, meine Reise nach Neuseeland fortzusetzen.
Schon wenige Tage nach meiner Ankunft war mir klar, dass ich an diesen Ort einmal zurückkehren werde.
Traumhafte Buchten, unzählige Pohutukawa-Bäume die in einem kräftigen rot das Landschaftsbild verschönerten, eine unvermutet bunte und lebendige Unterwasserwelt, grasbewachsene Sandhügel bis zum Horizont und vieles mehr, formen das Land zu einem faszinierenden Naturerlebnis.
Durch weitere kleine persönliche Abenteuer, wie ein Segeltourn zu einer Regatta mit Freunden der Familie oder ein Fallschirmsprung aus 16000 ft, wurde mein vierwöchiger Neuseeland-Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließ ich Neuseeland, einerseits traurig, dieses schöne Land hinter mir lassen zu müssen, andererseits gespannt endlich den afrikanischen Kontinent bereisen zu können.
Über 35h später erreichte ich müde und glücklich zugleich Kapstadt, mein erstes Ziel in Südafrika.
Da ich auf meiner bisherigen Reise keinen einzigen anderen Reisenden getroffen hatte, der Afrika in seine Backpackingtour mit einschließen wollte, war ich allerdings auch ziemlich angespannt. Selbst im Hostel wurde ich stets gewarnt, am besten nur mit einem Taxi von A nach B zu fahren und selbst am Tag nicht alleine zu Fuß zu gehen.
Glücklicherweise konnten mir aber Kriminalität und Anspannung nicht die schönen Dinge vermiesen, die Kapstadt zu bieten hatte: bunte Märkte mit afrikanischer Kunst, die berühmten bunten Häuser, der Tafelberg und allen voran dem Kap der guten Hoffnung, was mit Sicherheit eines der schönsten Orte ist, die ich je gesehen habe.
Nach erlebnisreichen Tagen voller Sightseeing ging es weiter nach Johannesburg, von wo ich eine siebentägige Campingtour über den Kruger Nationalpark, den Maputo Nationalpark in Zimbabwe bis zu den Viktoriafällen in Sambia mitmachte.
Schon alleine dieses Erlebnis wäre an und für sich einen Artikel wert. Es fällt mir sehr schwer mich hier kurzzufassen, jedoch kann ich auch hier sagen, dass es wirklich unglaublich und einmalig war. Es war für mich das erste Mal, dass ich Giraffen, Zebras, Geparden, Hyänen etc. nicht in einer TV-Dokumentation, sondern frei in der Natur beobachten durfte, es war einfach unbeschreiblich!
Wie bereits erwähnt, endete diese Tour an den Viktoriafällen, einem Ort an dem man die Kraft der Natur wirklich spüren kann und schätzen lernt. Mit einer Länge von 1.7km und einer durchschnittlichen Wassermasse von 500 Millionen Liter pro Minute in der Regenzeit sind die Viktoriafälle weltweit wirklich einzigartig.
Anschließend flog ich weiter nach Ruanda. Mehr dazu erzähle ich euch morgen…
Merihan Negm
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Was für ein cooler Bericht! Vielen Dank, dass wir etwas von einer ehemaligen Schülerin lesen können. Wir staunen nur, was du dir zugetraut und erlebt hast.