„Es sollte mehr Menschen wie ihn/sie geben!“ Diesen Satz haben wahrscheinlich die meisten Menschen schon einmal ausgesprochen und wenn nicht, dann wenigstens heimlich, aber anerkennend, gedacht. Bei dem Gedanken an die beste Freundin, den besten Freund, Familienmitglieder oder anderen Vertrauenspersonen, die für uns zu Idolen werden und in schwierigen Situationen der beste Mensch auf Erden zu sein scheinen. Und dann wünscht man sich, dass alle Menschen so wären oder wenigstens jeder genau solch einen Vertrauten bei sich hätte. Dieser gutgemeinte Wunsch scheint gar nicht mehr so unerfüllbar zu sein, wie ursprünglich erwartet.

Ein geliebter Mensch ist gestorben oder zieht um, aber der Wunsch nach Nähe und gemeinsamer Zeit ist immer noch vorhanden? Mit einem Klon wäre das kein Problem mehr. Diejenigen, die jetzt denken, dass menschliches Klonen abwegig sei, liegen leider völlig daneben.

Das vor 19 Jahren geschaffene Klonschaf Dolly ist nicht mehr das einzige Projekt, bei dem es Forscher geschafft haben, eine Eizelle auszuhöhlen und somit die Erbinformation zu entfernen und neue DNA einzufügen. Bei Spring- und Dressurpferden gehört diese Art der „Fortpflanzung“ mittlerweile zum Alltag. Da man Angst hat die perfekten Gene eines Champions mit denen eines schlechteren Pferdes zu kreuzen und somit einen Rückschlag zu erleiden, ist man dazu übergegangen, das Beste vom Besten noch einmal neu zu schaffen. Von dem berühmten Pferd Ratina gibt es beispielsweise momentan vier exakte Kopien, die alle die gleichen genetischen Voraussetzungen haben, um ihrem Original auf das Siegerpodest zu folgen. Gezeugt und geboren wurden diese Klonfohlen in Südamerika, wo sich mehrere private Firmen auf die Herstellung von Klonen spezialisiert haben.

Von nahegelegenen Schlachthöfen werden Eizellen angeliefert, in die dann die zu klonende DNA eingesetzt wird, um diese dann nach der Bildung eines Embryos, um ganz sicher zu gehen, dass alles funktioniert hat, in eine Leihmutter eingesetzt zu werden. Diese trägt das Fohlen aus und sichert somit die erfolgreiche Zukunft, welche bei diesen wunderbaren Genen schon erwartet werden.

Genau wie Pferde werden auch noch andere Tiere wie Hunde oder Schweine regelmäßig „verdoppelt“. Um mit ihrem geliebten Vierbeiner noch mehr Zeit verbringen zu können, indem sie ihn noch einmal neu aufwachsen sehen, sind einige Menschen bereit um die 90 000€ hinzulegen. Für sie wird dann in Südkorea von Professor Hwang Woo-suk ein identisches zweites Exemplar ihres Lieblings gebastelt. Berühmt wurde der Tiermediziner 2004, als er behauptete menschliche Embryonen durch Klonen geschaffen zu haben, was sich aber später als Falschaussage herausstellte. Mittlerweile ist die Behauptung des Mannes jedoch zur Realität geworden. Forschern ist es gelungen die Hautzellen von Kindern zu nutzen und so einen genetischen Klon zu erstellen. Nach sieben Tagen, als gerade 150 Zellen einen Embryo ausmachten, hat man das Experiment allerdings aus ethischen Gründen abgebrochen. Das Ziel der Wissenschaftlergruppe und Shonkrat Mitalipov sei es, menschliches Gewebe und irgendwann auch einzelne Organe aus Klonen heraus zu schaffen, mit denen Krankheiten besser bekämpft und geheilt werden sollen.

Deswegen unterscheidet man in „therapeutisches Klonen“, das klinische Zwecke erfüllen soll. und in „reproduktives Klonen“, welches wieder einmal zeigt, dass der Mensch sich nicht eingrenzen lässt und überall seine Finger im Spiel haben muss.

Die Machtgier des Menschen ist unersättlich und nichts ist vor ihm sicher. Bald wird das Wort „Natur“ mit seinem Adjektiv (natürlich) nicht mehr existieren, weil wir alles kontrollieren und nach unserer Ansicht „verbessern“ müssen. Mit der Optimierung der Welt hat das Klonen meiner Meinung nach aber nichts gemein, denn damit verbessern nur einzelne den Inhaltswert ihres Portemonnaies. Das bedeutet, dass sie bedingt durch ihren Egoismus und dem Streben nach Kontrolle, die Individualität anderer zerstören. Auch wenn das menschliche Verdoppeln (noch) verboten ist, wird gezielt in die Welt der Tiere eigegriffen und die natürliche Laufbahn des Lebens zu eigenen Gunsten verändert. Selbstverständlich haben Wissenschaftler auch Gutes im Sinn, wie das Heilen von Zellkrankheiten, jedoch geht bei dem Vorgang des Klonens die Einzigartigkeit des Individuums verloren. Dieser Aspekt des Lebens macht es für mich gerade so kostbar. Wollen wir uns diese Einzigartigkeit wirklich nehmen lassen?

Johanna Hartkopf (MSS13)

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