Leserbrief zum Thema Schulschließung

Ich weiß nicht, ob so etwas, wie ich das hier jetzt mache, schon jemals in der Zeit unserer Schülerzeitung vorgekommen ist, aber besondere Zeiten erfordern besondere Taten. Zu allererst einmal schreibe ich anonym, was aus dem einfachen Grund hervorgeht, dass dieser Artikel sehr privat wird. Warum ich euch überhaupt mit in mein privates Leben hineinnehme? Ich möchte euch zeigen, dass es in Ordnung ist, am Ende zu sein, nicht mehr weiter zu wissen. Und ich möchte euch zeigen, dass ihr nicht alleine seid.
Die letzten Wochen waren für jeden von uns anstrengend oder zumindest nicht einfach. Nicht so einfach wie das Leben davor, von dem wir, also ich schon viel zu oft gedacht haben, das es kompliziert und stressig sei. Schule war schon immer anstrengend, eigentlich seit der Einschulung. Immer wurde gefordert und immer noch mehr gefordert. Aber die Zeiten vor dieser Krise waren dennoch um einiges erträglicher als die jetzige.
Ich habe keine Ahnung, wie es euch geht und ich kann jetzt nur aus meiner Perspektive schreiben, also wundert euch nicht, falls ihr meine Gedankengänge und Probleme nicht verstehen könnt.
Schon direkt zu Beginn der Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland und der immer näher kommenden Schulschließung wusste ich, dass die Zeit schwer werden würde. Ich kann mich noch sehr gut an den 13. März erinnern. Unser letzter gemeinsamer Tag in der Schule. Etwa gegen 11 Uhr kamen die ersten Meldungen hinsichtlich der Schulschließung und während sich viele freuten auf diese „Corona-Ferien“, hatte ich einfach nur Angst. Schule war und ist ein riesen Privileg für uns alle und im Besonderen für mich. Ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen, nur wegen eines Virus nicht mehr in die Schule gehen zu dürfen. Mittags saß ich zuhause und wartete sehnsüchtig auf den endgültigen Entschluss. Dann, als klar war, dass die Schulen mindestens bis nach den Osterferien geschlossen bleiben würden, machte ich mir immer mehr Sorgen um Morgen. Ich hatte Angst vor den Tagen, die so zahlreich werden würden, dass man irgendwann den Überblick verlieren würde, wie lange diese Zeit andauert.
Meine Zeit zuhause, bis ich wieder in die Schule durfte, war anstrengend und ich hatte einige Tage, an denen ich einfach nicht mehr wollte, an denen ich verzweifelt war. Das waren so Tage, an denen ich Freunde vermisste und die Familie nur noch anstrengend war – jeder auf jeden wütend war, jeder jeden angeschrieen hat. Und bis zur Schulöffnung haben sich diese Tage immer mehr gehäuft. Es war wirklich nicht einfach. Dann kamen noch die vielen Arbeitsaufträge dazu, bei denen ich oft verzweifelt bin, weil ich nicht hinterher gekommen bin. Manchmal hatte ich Tage, an denen ich mich nicht motivieren konnte, für die Schule zu arbeiten, wodurch die nächsten Tage immer voller und stressiger wurden.
Als dann klar war, dass wir wieder in Schule durften, war ich überglücklich, endlich wieder andere Menschen sehen und mit ihnen Zeit verbringen zu können, wieder ein bisschen Struktur in mein Leben zu bekommen. Und dann kam der langersehnte Tag. Oh ich glaube, niemand kann sich vorstellen, wie enttäuscht ich war. Ich wusste zwar, dass ich meine Freunde nicht umarmen dürfte und den Sicherheitsabstand einhalten müsste, aber dann war dieser Tag extrem anstrengend und herausfordernd. Die folgenden Schultage waren zwar eigentlich alle schön und ich habe die Wochen Präsenzunterricht sehr genossen, aber es war durchaus auch kompliziert und gar nicht einfach.
Jetzt bin ich soweit, wieder 8 Wochen nicht in die Schule zu dürfen, um den 7., 8. und 9. Klassen auch noch die Möglichkeit zu geben, in die Schule zu gehen. Wieviel lieber würde ich meine Ferien streichen und weiter Schule machen. Ich habe keine Lust, mich zuhause zu langweilen in einem Sommer, den man gar nicht richtig nutzen kann und der viel zu schön ist, um ihn alleine oder nur mit der Familie zu verbringen.
In der Hoffnung, dass dieses Virus unser Leben irgendwann nicht mehr beeinflussen wird, werde ich jetzt das Beste aus meinen Ferien machen und wünsche der ganzen restlichen Schülerschaft gute und nicht allzu langweilige Ferien!
Und vergesst nicht: IHR SEID NICHT ALLEINE!
(Der Leserbrief stammt von einer Schülerin aus der Oberstufe.)
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