Gärten des Grauens?

Dies ist die Bezeichnung, die Steingärten im Internet erhalten haben. Der Trend, Vorgärten mit Kies- und Steinflächen zu bedecken, hat sich auch in Grünstadt und Umgebung inzwischen ausgebreitet. So gibt es wohl niemanden mehr, der auf seinem Weg zum LG keinen solchen Garten zu Gesicht bekommt.
Doch immer mehr Gegenwind mit Argumenten gegen den neuen Trend und für ein Zurückbesinnen auf die grüne Natur ohne Folien oder Vlies, ohne Kiesel, Granit oder Betonstein macht sich breit. Und dies nicht nur bei Umweltschutzverbänden wie dem NABU, der auf seiner Webseite sogar so weit geht, die „gruseligsten Einsendungen“ solcher „Steinwüsten“ zu veröffentlichen.
Erste Städte wie Heilbronn in Baden-Württemberg, sowie Dortmund und Xanten (Nordrhein-Westfalen) haben das Anlegen neuer Steingärten bereits verboten. Xanten ist sogar so weit gegangen, die Versiegelung von Vorgartenflächen per Bebauungsplan ( = Vorgabe der Richtlinien und Bestimmungen zur Gestaltung von Flächen) komplett zu verbieten. Auch Köln versucht mithilfe eines Förderprogramms die Begrünung von Vorgärten zu unterstützen. Vor wenigen Tagen haben nun die Umweltminister mehrerer Bundesländer eine zeitnahe und vom Bund bezahlte Kampagne gegen Schottergärten gefordert. In Rheinland-Pfalz wird dieses Thema momentan noch heftig diskutiert, da man hier einen Konflikt zwischen Umweltschutz und der freien Entfaltung von Gartenbesitzern sieht.
Doch weshalb sind Steingärten so schädlich für die Umwelt?
Dafür gehen wir am besten einen Schritt zurück und betrachten uns „grüne“ Gärten. Ihre Pflanzenvielfalt bietet Wildtieren wie Vögeln und Insekten nicht nur Nahrungsgrundlage, sondern auch Unterschlüpfe, Brutstätten und Rückzugsmöglichkeiten. Werden nun Pflanzen und Grünflächen durch Steine ersetzt, verlieren die Tiere ihren Lebensraum. Gerade in Städten, die den so wichtigen Insekten ohnehin bereits nur wenige Möglichkeiten zum Überleben bieten, führen Steingärten zu einem extremen Rückgang der Populationen.
Des Weiteren erwärmen sich Steingärten im Sommer deutlich schneller und stärker als „grüne“ Gärten: Die Steine heizen sich über Tag auf und geben nachts ihre Wärme ab, wodurch auch hier keine Abkühlung möglich ist. Gleichzeitig kann ein solcher Boden kein Wasser speichern. Darüber hinaus gibt es in den wenigsten Steingärten größere Pflanzen, die schattige Plätzchen bieten könnten.
Für die meisten Befürworter von Steingärten ist der zeitliche Faktor ein bedeutendes Argument, da Steine deutlich weniger Arbeit machen als Pflanzen, die gegossen, geschnitten und ab und an auch gedüngt werden müssen. Dafür bedecken viele den Boden zunächst mit Plastikfolien, um jegliches Pflanzenwachstum im Keim zu ersticken. Dennoch kann sich in den Fugen altes Laub und Samen ablagern und es doch zu unerwünschten Trieben kommen – dabei ist ein Jäten zwischen den Kieseln sehr umständlich, gerne wird hier stattdessen auf Unkrautvernichter zurückgegriffen. Deren Auswirkung auf die Umwelt ist wohl eindeutig. Der NABU erklärt, dass zu allem Überfluss ein Großteil der verwendeten Steine nicht aus heimischen Steinbrüchen gewonnen, sondern vielmehr aus China oder Indien importiert wird.
Hinsichtlich Grünstadt und seiner ländlichen Umgebung ist die Frage wohl gestattet, weshalb man aufs Land zieht und ein Grundstück mit Gartenfläche erwirbt, wenn man daran eigentlich überhaupt kein Interesse hat und möglichst wenig Arbeit investieren möchte…
Kira Marie Niederberger (MSS 12)
Teile den Beitrag:
Schreibe einen Kommentar