Ich habe vom 17.01-28.01.2022 ein Betriebspraktikum der MSS12 am Nationaltheater Mannheim (NTM) in der Abteilung „Regie Oper“ gemacht und möchte meine Erfahrungen teilen, um möglicherweise andere zu inspirieren dort auch ein Praktikum zu machen.
Da ich mich schon seit dem Kindesalter für die Entstehung von Filmen, Serien und Theaterstücken interessierte und ich die sogenannten „behind the scenes“ schon immer total spannend fand, wollte ich unbedingt mal hinter die Bühne schauen, um zu erfahren, was es alles braucht, um eine gute Vorstellung auf die Bühne zu bringen. Also habe ich mich am NTM beworben und auch eine sehr schnelle Rückmeldung bekommen, dass ich genommen wurde. Eigentlich hatte ich keine spezifischen Vorstellungen oder Erwartungen an die Zeit im Theater, sondern ich wollte einfach mal etwas Theaterluft schnuppern und das Leben hinter der Bühne kennenlernen.
Als meine Praktikumsleiterin mir dann erklärte, dass mein Praktikumstag frühstens um 10 Uhr, meist aber erst nachmittags, also gegen 15-17 Uhr beginnen sollte, da ich ja bei den Künstlern sei, war ich schon etwas erstaunt. Jedoch musste ich dementsprechend länger, also bis rund 22 Uhr, bleiben.
An meinem ersten Praktikumstag bekam ich einen Gästeausweis ausgehändigt, der mir Zutritt in alle Ecken des Theaters gewährte und meine Betreuerin führte mich einmal quer durch jeden einzelnen Gang des ganzen Theaters. Sie zeigte mir unter anderem die Bühne mitsamt dem Bereich dahinter, der für den Zuschauer nicht einsehbar ist, Proberäume, den Ballettsaal, den Orchestergraben, die Maske, die Requisite, den ganzen Bunker (Lagerhalle für z. B. alte und neue Bühnenbilder und Kulissen), den drehbaren Bereich unter der Bühne, die Licht- und Tontechnik und den Inspizientenbereich. Danach besuchten wir gemeinsam die Bühnenprobe für die Wagner-Oper „Der fliegende Holländer“, welche mich meine ganze Praktikumszeit über begleitete.
Ich besuchte in den folgenden Tagen verschiedene Proben für verschiedene Opern, so auch eine Umbesetzungsprobe für „ll barbiere di Siviglia“, bei der ein Sänger ausgefallen war und dementsprechend kurzfristig neu besetzt werden musste. Innerhalb eines Tages wurde die Neubesetzung in die Inszenierung eingeführt und musste sehr schnell die Choreografien und Abläufe auf der Bühne kennen und verinnerlichen und außerdem noch die eigenen Arien und Rezitativen auswendig lernen. Bei dieser Probe waren unter anderem ein Souffleur, ein Pianist, die Regieassistentin und natürlich die anderen Sänger des Ensembles anwesend.
Vor der letztendlichen Vorstellung besuchte ich die letzten Gesangsproben gemeinsam mit dem Dirigenten, der das Orchester und die Sänger an diesem Abend das erste Mal dirigierte. Ein paar letzte Feinschliffe wurden vorgenommen und die Anspannung war bei allen deutlich zu spüren. Als ich einige Sänger jedoch mit in die Maske begleitete, legte sich diese Unruhe. Alles war entspannt, ruhig und leise und die Maskenbildnerin sprach den Sängern gut zu, um sie zu beruhigen. Bei der Vorstellung durfte ich beim Inspizienten, sozusagen dem „Game Master“ hinter der Bühne sitzen. Er koordinierte die ganze Vorstellung, indem er anhand des Inspizientenbuches durch (Funk-)Ansagen sämtliche Kommandos an die verschiedenen Abteilungen (Bühnentechnik, Beleuchtung, Requisite, Tonabteilung, oft auch Auftrittszeichen für die Darsteller) gab. Die Atmosphäre hinter der Bühne war, wider meiner Erwartungen, total locker und lustig. Die Mitarbeiter führten teilweise Privatgespräche, aßen Gummibärchen und lachten über Patzer in der Vorstellung.
Ein weiterer Punkt auf meinem Plan war die Verständigungsprobe für den Film „Schattenstunden“, dessen Premiere im NTM stattfand. Der Regisseur des Films trug mit einer Assistentin die Ideen und Vorstellung für die Redebeiträge während der Premiere vor und klärte alles mit dem Bühnenmeister und dem Inspizienten. Hier durfte ich schon ein bisschen in die Vorstellung reinschnuppern.
Vor der Vorstellung der Oper „Tristan und Isolde“ durfte ich zusammen mit meiner Praktikumsleiterin auf die Bühne, um mir das Bühnenbild von Nahem anzuschauen. Ich durfte sogar auf die Kulisse, von welcher man den ganzen Zuschauerraum überblicken konnte. Die Oper durfte ich mir dann teilweise als Zuschauer und einen Akt von hinter der Bühne anschauen.
Außerdem gab es noch einen Wagner-Abend, bei dem ein junger Mann über Wagner und seine Werke erzählte, während er auch einige davon auf dem Piano spielte.
Abschließend kann ich sagen, dass die Zeit im Theater sehr interessant und schön war. Ich persönlich liebe das Theater und die Atmosphäre, die dort herrscht. Diese auch mal ganz ohne Zuschauer zu erleben und auch mitzubekommen, wie es hinter der Bühne aussieht und abläuft, fand ich echt spannend. Jedoch hatte ich über die ganzen zwei Wochen keine eigenen Aufgaben, konnte also nur zuschauen, jedoch dadurch trotzdem einiges mitnehmen. Ich saß oft eine lange Zeit nur rum und habe auf die nächste Probe gewartet, bei der ich wieder nur zusehen konnte. Für meine Zukunft konnte ich mich zwar ein wenig orientieren, jedoch nichts aus eigener Tatkraft lernen.
Das Theater ist mir in meiner Praktikumszeit trotzdem ans Herz gewachsen und ich freue mich jedes Mal, wenn ich meinen Weg zu einer weiteren Vorstellung dorthin einschlagen kann.
Amelie Bruhns (MSS12)
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