„Digitale Medien sind nur Mittel zum Zweck“ – Interview mit der Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Frau Dr. Stefanie Hubig

Anlässlich der Preisverleihung für die besten Schülerzeitungen von Rheinland-Pfalz wurde mir die Möglichkeit geboten, an einer Pressekonferenz mit der rheinlandpfälzischen Bildungsministerin Frau Dr. Stefanie Hubig teilzunehmen. Organisiert wurde diese von Redakteuren des Trierischen Volksfreunds.
Haben Sie in Ihrer Schulzeit an Schülerzeitungen mitgewirkt?
Nein, damals war ich leider nicht an der Schülerzeitungsredaktion beteiligt, was ich im Nachhinein betrachtet schade finde. An der Abiturzeitung habe ich jedoch mitgearbeitet.
Welche Entwicklung sehen Sie, wenn Sie die Schülerzeitungen, die es zu Ihrer Schulzeit gab, mit den heutigen vergleichen?
Allgemein finde ich, dass sie heutzutage wesentlich professioneller sind als früher. Auf jeden Fall ist der Umfang deutlich größer geworden, auch das Layout hat sich meiner Meinung nach merklich verbessert. Zudem hat sich das Themenspektrum vergrößert.
Was zeichnet Rheinland-Pfalz Ihrer Meinung nach im Vergleich zu den anderen Bundesländern aus?
In vielen anderen Bundesländern herrscht ein großer Lehrermangel. In Rheinland-Pfalz hingegen sind fast alle Planstellen mit Primär-Lehrkräften besetzt. Zudem ist Rheinland-Pfalz im Bereich der Digitalisierung schon etwas weiter als die meisten anderen Bundesländer.
Sie sagten bereits, alle Lehrerstellen seien besetzt. Wieso fällt trotzdem häufig Unterricht aus?
Der Unterrichtsausfall in Rheinland-Pfalz ist zum größten Teil temporär. Dies kommt etwa dadurch zustande, dass Lehrerinnen und Lehrer erkranken, auf Fortbildungen oder mit einzelnen Klassen auf Klassenreise sind. Als Lösung dieses Problems haben wir bereits Vertretungslehrkräfte eingesetzt. Zudem arbeiten wir an gut funktionierenden Vertretungskonzepten. Außerdem betragen die von Unterrichtsaufall betroffenen Stunden in Rheinland-Pfalz nur 2%, einschließlich der Vertretungsstunden 9%. Darüber hinaus ist es uns sehr wichtig, dass die Vertretungsstunden sinnvoll genutzt werden. Da der Unterrichtsausfall zu einem großen Teil an der geringen Anzahl an Lehrkräften im MINT-Bereich liegt, haben wir eine MINT-Initiative gestartet. Erste Ziele haben wir bereits erreicht; die Fächerbindung mit Mathematik bei einem Informatik-Studium haben wir aufgelöst, das bedeutet, man kann jetzt beispielsweise auch Informatik in Kombination mit Sport studieren. Das führt dazu, dass sich mehr Menschen dazu entscheiden, Informatik zu studieren und wir folglich in Zukunft mit mehr Informatik-Lehrern rechnen können.
Welchen Einfluss haben digitale Medien auf den Unterricht an Schulen?
Digitale Medien sind nur Mittel zum Zweck, ebenso wie etwa eine Tafel. Es wird neue Formate geben, die den Einsatz von digitalen Medien vorsehen. Lesen, Schreiben und Rechnen sind jedoch nach wie vor wichtig und das werden sie auch noch im 22. und im 23. Jahrhundert sein. Diese grundlegenden Fähigkeiten bilden erst den Zugang zu digitalen Medien.
In der Pisa-Studie 2019 hat Deutschland deutlich schlechter abgeschnitten als in den vergangenen Jahren; Rheinland-Pfalz befand sich im Mittelfeld. Was ist Ihr Ziel und wie wollen Sie das konkret umsetzen? Haben Sie bereits Maßnahmen getroffen?
Zuerst müssen wir herausfinden, was genau die Ursachen für dieses Ergebnis sind. Die Lehrkräfte müssen wissen, wo genau die Schülerinnen und Schüler Probleme haben, damit sie konkret darauf eingehen können. Die Problematik mit den oft schlechteren Leistungen der Kinder aus bildungsfernen Schichten wird bereits bearbeitet. Da Rheinland-Pfalz sich vor allem in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat, habe ich diese Woche viele Gespräche mit Experten im MINT-Bereich über diese Problematik geführt. Es wird versucht, vor allem im Bereich Mathematik mehr Lehrkräfte einzusetzen.
Sind Sie der Meinung, dass Schulen oft mit „Problemschülern“ alleine gelassen werden?
Aktuell sehe ich das nicht so. Es wurde in Rheinland-Pfalz zum Beispiel beschlossen, dass an jeder Schule eine Schulsozialarbeitskraft sein soll, was für die Schulen eine große Hilfe ist. Ein vorhandenes Problem ist jedoch die geringe Anzahl an Förderschullehrkräften. Wir hoffen, dass dieser Beruf in Zukunft wieder beliebter wird.
Warum wurden ab dem Schuljahr 2018/19 die Winterferien eingeführt?
Wir haben eine Umfrage unter den Eltern der Schülerinnen und Schüler durchgeführt und sie haben mehrheitlich für die Einführung der Winterferien gestimmt.
Zwischen dem schriftlichen Abitur im Januar und dem Ende des 13. Schuljahres im März werden in den Leistungsfächern keine Leistungsnachweise mehr geschrieben, trotzdem ist der Stundenplan noch regulär gültig. Wie stehen Sie zu dieser Gestaltung des letzten Schulhalbjahres?
Ich sehe darin keine großen Probleme. Es ist doch sehr interessant, Unterricht ohne Leistungsdruck zu haben. Schließlich lernt man ja auch fürs Leben.
Dominik Neu (10D)
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