Der Schatz im LG

„Was ist das für ein Buch, wie alt ist es bloß?“, fragte Amelie sich laut. Sie war die Klassenbeste und immer neugierig. „Bestimmt 100 bis 200 Jahre“, meinte Alex, ein 10-jähriger Junge. Er kannte sich gut mit Büchern und ähnlichen Sachen aus, genau wie Amelie. Sie befanden sich in der Schulbibliothek im LG. „Ich werde mir das einmal genauer ansehen“, und mit diesen Worten aus Alex‘ Mund schnappte er sich das Buch zum Untersuchen. Dabei fiel aus dem Buch ein angebranntes Stück Papier heraus. „Was ist das?“, fragte sich Amelie und hob das Papierstückchen auf. „Das ist eine Karte mit einem eingezeichneten Weg. Er führt wahrscheinlich zu einem Schatz. Wir machen eine Schatzsuche! Fragen wir die anderen, was sie davon halten.“ „Gute Idee!“, stimmte Alex ihr zu. Sie rannten aus der Bücherei und suchten ihre Klassenkameraden. „Leute, Leute, seht euch an, was wir gefunden haben! Eine echte Schatzkarte. Wir haben sie in einem altem Buch gefunden haben. Wer geht mit auf Schatzsuche?“, fragte Amelie die Klasse 5a. „Super! Ich mache auf jeden Fall mit!“, riefen die Klassenkameraden. „Wir treffen uns um fünf Minuten vor Mitternacht, um auf Schatzsuche zu gehen“, meinte Alex, „wir stecken mittags nach der Schule ein Papierstück in die Eingangstür vom LG, dann fällt die Eingangstür nicht ins Schloss.“
Alle Kinder standen pünktlich um 5 vor 12 am vereinbarten Treffpunkt der Eingangstür des LGs. Nur Mara war noch nicht da. „Da bist du ja endlich!“, rief Amelie ihrer Freundin Mara zu. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, entschuldigte sich Mara. „Ihr müsst keinen Kaffeeklatsch machen, sondern leise sein“, meckerte Alex. „Okay, ich habe die Schatzkarte zu Hause achtmal kopiert. Wir sind 24 Kinder, also teilen wir uns in acht Dreiergruppen ein. Sarah, Max und Hannah, ihr seid die erste Gruppe, Julian, Carolin und Tim die zweite. Der Rest teilt sich selbst ein, aber Jungs und Mädels gemischt. Alex und ich sind eine Gruppe – und Mara nehmen wir noch dazu!“, teilte Amelie die Klasse in Gruppen ein. „Und was ist, wenn wir erwischt werden?“, fragte Hannah ängstlich. „Dann ruft ihr mit eurem Handy bei uns an. Weiß jeder, was er zu tun hat?“, fragte Alex. Die Kinder nickten. „ Okay, dann mir hinterher“, flüsterte Amelie ihnen zu.
Sie schlichen durch den Haupteingang in das Schulgebäude und blieben am Aquarium stehen. „Hier trennen wir uns“, flüsterte Amelie extra leise, damit sie nicht gehört wurden, wenn noch irgendjemand hier war. Sie trennten sich, weil es auf der Schatzkarte nicht eindeutig war, wo die Schatzsuche beginnen sollte. A-Bau, B-Bau – nichts, nirgendwo ein Startzeichen. Amelie schoss eine Idee durch den Kopf: „Der Kriechkeller!!!! Natürlich im Kriechkeller!!“ „Mara, Alex: Stopp!!!! Im Kriechkeller wird etwas sein!!“, flüsterte Amelie ihnen zu. „Natürlich!“, meinte Alex. Mara sagte: „Da waren wir gestern mit Frau Diehl, aber ich habe nichts gesehen, was so aussieht wie ein Schatz.“ „Mara“, widersprach Amelie, „wir waren im Kriechkeller 3. Aber unter uns ist der Kriechkeller 1“. Alex fragte: „Wie kommen wir da rein?“ Amelie antwortete: „Tür aufbrechen oder … oder… oder ist da überhaupt abgeschlossen?“ Mara und Alex zuckten mit den Schultern. „Lasst uns gucken“, meinte Alex.
Sie rannten durch die Schule und kamen zum Kriechkeller 1. Hoffend drückte Alex die Klinke herunter. „Mist!“, platzte es aus Alex heraus. Amelie zischte ihn an, damit er leise war. Zu spät! Sie hörte Füße trampeln, die langsam näher kamen. Ängstlich pressten sie sich aneinander und versteckten sich in der hintersten Ecke. „Das ist bestimmt der Hausmeister. Nein, das sind mindestens drei Personen, die da laufen. Ich habe solche Angst“, wollte Mara flüstern, aber sie schrie schon fast vor Entsetzen. „Hallo, wer ist da?“, fragte eine Stimme, während das Fußtrampeln näher kam. „Sarah, Max, Hannah – habt ihr uns einen Schreck eingejagt!“, atmete Mara erleichtert auf. „Tut uns leid, was macht ihr denn hier unten vor der Kriechkellertür?“ „ Wir wollten eigentlich dort hinein, weil wir denken, dass dort möglicherweise die Schatzsuche beginnt“, erklärte ihnen Alex. Sarah fischte einen Schlüssel aus ihrer Jackentasche und fragte: „ Wieso habt ihr das nicht gleich gesagt?“ Sarah hatte den passenden Schlüssel aus dem Sekretariat geholt. Sie ging vor und schloss auf: „Krtsch, Krtsch“- „Hereinspaziert!“, lud Sarah sie ein. „Danke Sarah“, bedankte sich Amelie und ging herein.
Amelie guckte sich angeekelt um und sah viele Spinnennetze mit dicken Spinnen darin und fühlte auf einmal, dass sie Angst hatte. So ging es nicht nur ihr, sondern auch Alex. Sie merkten nach kurzer Zeit, dass das Licht nicht anging und es stockdunkel blieb. Also schalteten sie die Handy-Taschenlampen ein, Amelie las die Beschreibung der Karte vor: „Gehe 20 Meter geradeaus und biege links ab. Danach 6000 Millimeter laufen, bis du alte Schultische und Stühle erblickst. Nun grabe 20 bis 40 cm in die Erde. Dann wirst du eine Truhe mit dem Schatz erblicken“. Langsam krochen Alex, Amelie, Mara, Sarah, Max und Hannah durch den finsteren Keller. Sie tasteten sich gemäß den Anweisungen auf der Schatzkarte durch die dunklen Gänge, bis sie am Zielpunkt ankamen. „Hier an dieser Stelle muss der Schatz vergraben sein. Womit sollen wir denn graben“, fragte Hannah. „Guck doch mal da zur Seite – da stehen alte Gartengeräte in der Ecke“, erklärte Amelie. Sie nahmen sich eine Schaufel und fingen an zu graben. Nach kurzer Zeit stießen sie auf etwas Hartes. „Da ist der Schatz! Hier muss es sein! Seht mal, es ist eine Truhe“, freute sich Mara. Sarah verständigte mit ihrem Handy die anderen.
Kurz darauf nahm Amelie die Truhe aus dem Erdloch und öffnete sie. Eine Welle voller Enttäuschung stieg in ihr auf. Sarah fragte: „Was ist denn los? Was ist denn in der Truhe?“ Amelie antwortete: „Es ist das Abschlusszeugnis von Frau Diehl! Sie hatte drei Einser, fünf Zweier und eine Drei!“ „Schade, dass es kein wertvoller Schatz ist“, flüsterte Alex so leise, dass man ihn kaum hören konnte. Max tröstete ihn: „Ist nicht so schlimm. Also mir hat die Schatzsuche Spaß gemacht.“ „Ist schon gut“, erwiderte Amelie, „wir graben den Schatz wieder ein, und dort wird er für immer bleiben!“
Jana Boll (5A)
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