Seit wann sind Sie Bürgermeister?          

01.01.2010

Welcher Partei gehören Sie an?                                 

CDU

Was hat Sie dazu bewogen, für das Amt als Bürgermeister zu kandidieren?

Mein Interesse an der Kommunalpolitik, meine Verbundenheit mit meiner Heimatstadt und die Chance, mitten Leben noch einmal eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen.                                                                                       

Was haben Sie sich für diese Amtszeit vorgenommen? Was steht auf Ihrer „To-do-Liste“ ganz oben? 

Seit 1.1.18 läuft meine zweite Amtszeit, die am 31.12.25 enden wird. Die Sanierungen des altehrwürdigen Leininger Oberhofs und der Rudolf-Harbig-Anlage sind die größten Herausforderungen in den nächsten Jahren. Zudem sind wir auf dem Weg, weitere Kita-Plätze zu schaffen. Dies vor dem Hintergrund, dass die Betreuungszeiten erweitert werden, die Kinderzahlen steigen und die Eltern ihren Nachwuchs heutzutage früher zur Kita bringen.   

Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland, auch des Leininger-Gymnasiums, protestieren jeden Freitag für eine bessere Klimapolitik unserer Regierung. Wie stehen Sie zu den Demonstrationen und der Tatsache, dass freitags „Schule geschwänzt“ wird? 

Unbestritten verbraucht unser Lebensstil derzeit mehr Ressourcen als auf der Erde verfügbar sind. Dauerhaft wird das in dieser Form nicht funktionieren. Eine Folge davon ist die negative Beeinträchtigung des Klimas. Der mutmaßlichen Ignoranz von Politikern und Wirtschaftslenkern setzen die Schülerinnen und Schüler Demonstrationen entgegen. Ich hoffe, sie bewahren sich ihre Einstellung, wenn sie später selbst einmal an den Schalthebeln der Gesellschaft sitzen. Dass dafür Schule geschwänzt wird, provoziert und sorgt für mehr Aufmerksamkeit. Menschen, die die Welt in Sachen Klimaschutz verbessern wollen, brauchen eine gute Ausbildung. Die Schüler müssen für sich selbst erkennen, ob und wie oft sie der Schule fern bleiben, um ihre Ausbildung nicht maßgeblich zu gefährden.  

Was tut die Stadt Grünstadt konkret für den Umweltschutz? 

Im Zuge der Stadtentwicklung gibt es eine Fülle von Maßnahmen, die dem Umweltschutz und der Klimaverbesserung dienen. Beim Bedarf an neuem Wohnraum bevorzugen wir die innerstädtische Entwicklung vor der Ausweisung neuer Baugebiete, was sich aufgrund des geringeren Flächenverbrauchs als ökologischer erweist.  

Bei allen Baumaßnahmen werden die Neu- und Ersatzpflanzungen von Bäumen forciert, ebenso die Schaffung von öffentlichen Grünflächen im Stadtgebiet wie bspw. die Alla-Hopp-Anlage oder der Platz an der Lateinschule. Hierzu gehören auch die Anlage von Streuobstwiesen als Ausgleichsmaßnahmen und die Baumspendenwiesen auf dem Grünstadter Berg. Im kommenden Herbst wird auf unserer Gemarkung ein Mandelpfad mit vierzig Bäumen angelegt.

In jüngster Zeit streben wir verstärkt die Aussaat von Blumenwiesen für Bienen, Schmetterlinge und sonstige Insekten an. Beispiele sind hierfür der Kreisel an der Autobahn, die Grünfläche nördlich vom Rathaus, der Friedhof oder die Grünfläche am Westring Ecke Sausenheimer Straße. In Sausenheim am Weedplatz steht ein Insektenhotel bereit, der Eisbach wurde renaturiert und im Neubaugebiet  „In der Bitz“ sollen Schottergärten verboten werden.

Um die Energieeffizienz zu erhöhen, sind Blockheizkraftwerke im CabaLela und im Rathaus im Einsatz und im Leininger Oberhof in Planung. Auf städtischen Gebäuden, z.B. auf Schulen oder dem CabaLela, sorgen zunehmend Photovoltaikanlegen für saubere Energiegewinnung. Die sukzessive Umstellung von herkömmlicher Straßenbeleuchtung auf LED hat spürbare Stromeinsparungen zur Folge. Seit letztem Jahr hat die Stadtverwaltung zwei E-Autos im ihrem Fahrzeugpark, die vor allem im Stadtverkehr genutzt werden. 

Die angesprochenen Themenfelder sind alle unter dem Aspekt der Weiterentwicklung zu sehen. Derzeit ist das Projekt „1000 Bäume für Grünstadt“ besonders im Fokus. Ins Leben gerufen von Grünstadter Bürgerinnen arbeitet die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Initiative an der Begrünung unserer Stadt. 

Viele Menschen in Grünstadt und Umgebung fahren lieber Auto als Bus, Bahn oder Fahrrad. Auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler am LG lassen sich von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule fahren, da die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel so ungünstig seien und Radwege wenig ausgebaut. Was tut die Stadt Grünstadt, um mehr Anreize zu schaffen, das Auto daheim zu lassen? 

Grundsätzlich ist der Wille, das Auto in der Garage zu lassen und sich mit dem Fahrrad oder zu Fuß in der Stadt fortzubewegen, noch sehr ausbaufähig. Die Ansprüche an die individuelle Mobilität sind in unserer Gesellschaft sehr hoch. Wir verbessern nach Möglichkeit sukzessive die Ausweisung von Radwegen und deren Vernetzung. Ein Ausbau des Radwegenetzes, das freie und vom übrigen Verkehr getrennte Fahrt gewährleistet, ist allein aufgrund städtebaulicher Restriktionen nicht möglich. Nach meiner Überzeugung kann man sich bei gewisser Ortskenntnis mit dem Fahrrad relativ komfortabel in Grünstadt bewegen. Bei der Stadtverwaltung stehen Dienstfahrräder bereit. 

Das Angebot des ÖPNV wird unter Federführung der Kreisverwaltung in Absprache mit der Stadt regelmäßig evaluiert und an den Bedarf, auch in der Zeittaktung, angepasst. Die Stadt Grünstadt fördert den ÖPNV seit 2004 durch die Finanzierung des Stadtbusverkehrs, der die Ortsteile, das Gewerbegebiet und das Krankenhaus mit dem Bahnhof verbindet.   

Der barrierefreie Umbau des Stadtraumes findet seit vielen Jahren Berücksichtigung bei Baumaßnahmen, ebenso  Querungshilfen für Fußgänger und die Beleuchtung von Fußwegen. 

Seit geraumer Zeit gibt es auf dem Luidpolt Platz eine ‚Elektro Tankstelle‘. Wie stark wird dieses Angebot genutzt? 

Die Elektromobilität ist zwar umstritten, findet aber zunehmend Akzeptanz im Zusammenhang mit der Klimaschutzfrage. Alle Verwaltungen im Landkreis haben E-Autos in ihrem Fuhrpark und werden damit ihrer Vorbildfunktion gerecht. Am Rathaus gibt es für städtische Autos eine E-Tankstelle sowie derzeit weitere fünf im Stadtgebiet. Die E-Tankstelle unserer Stadtwerke auf dem Luitpoldplatz sehen wir als Investition in die Zukunft. Die Nutzung ist derzeit sehr überschaubar, aber wenn wir keine E-Tankstellen anbieten, wird auch der Anreiz zur Anschaffung eines E-Autos geringer.

In Köln wurden die Nahverkehrsbusse zu Elektrobussen umgerüstet. Wäre so etwas auch hier in der Region denkbar? 

Denkbar ist dies auf jeden Fall. Diese Frage müssen die Betreiber des ÖPNV beantworten. Die Stadt hat darauf keinen Einfluss.

Was tun Sie als Privatperson, um nachhaltiger zu leben?

Ich habe es im Sommer mal geschafft eine Woche zu überstehen, ohne in ein Auto gestiegen zu sein. Beim der Aktion „Stadtradeln“ im kommenden August ist die Herausforderung, das drei Wochen nicht zu tun. Das wird nur funktionieren, wenn keine Geschäftstermine an Orten stattfinden, die mit dem ÖPNV nicht oder nur sehr zeitintensiv zu erreichen sind. Beim Versuch ohne Plastikverpackungen auszukommen habe ich erkennen müssen, dass das fast unmöglich ist. Um Plastikmüll zu merklich zu reduzieren, sind der Gesetzgeber und die Hersteller gefordert. 

Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Wunsch frei, um Grünstadt „grüner“ zu machen, was würden Sie sich wünschen? 

Es gibt sehr viele Restriktionen bei der „Begrünung“ einer Stadt, bspw. die Interessenkonflikte unter den Einwohnern oder die zahllosen Rohre und Kabel im Erdreich. Ich würde mir wünschen, dass es diese Hindernisse nicht gäbe.

Vielen Dank Herr Wagner, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben und so unser Projekt „Grün, grüner, Grünstadt!?“ unterstützen! Es ist uns wirklich eine Herzensangelegenheit, dieser Frage in unserer Schule und unserer Region nachzugehen.

Das Interview führten Julian Hanewald und Paul Thorand (7B) 

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