„Alles begann an einem kalten Dienstag im Januar, morgens um halb zwei, als Martin Turner, Straßenkünstler und nach eigenen Worten Gigolo in Ausbildung, vor der Säulenhalle von St. Paul’s am Covent Garden über eine Leiche stolperte.“
So beginnt der erste Teil von Ben Aaronovitchs Urban-Fantasy-Krimireihe „Die Flüsse von London“ bzw. „Die Peter-Grant-Reihe“ (benannt nach dem Protagonisten), die seit 2011 (in Deutschland seit 2012) durch die dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG veröffentlicht wird. Die Hauptperson, Peter Grant, ein dunkelhäutiger Polizeianwärter, der nach seiner zweijährigen Probezeit in die CPU, die Case Progression Unit, eine Einheit der Polizei, die sich laut Peter mit dem Beseitigen von Papierkram befasst, versetzt werden soll.
Am Abend zuvor hatte er jedoch am Tatort eines Mordes eine merkwürdige Begegnung dritter Art mit einem hologrammartigen Geist namens Nicholas Wallpenny, der bereits seit 120 Jahren tot ist, dem er in der folgenden Nacht (leider ohne Unterstützung seiner Kollegin Lesley May, die nach ihrer gemeinsamen Probezeit direkt einer Mordkommission zugeteilt wurde) hinterherjagt. Dabei macht er die Bekanntschaft mit Detective Chief Inspector Thomas Nightingale, der am nächsten Morgen überraschend sein neuer Chef wird. So kommt es, dass Peter statt einer Schreibtischarbeit zu verrichten, der sogenannten Met untersteht, die offiziell dem Bereich Wirtschaftskriminalität und Spezialermittlungen zugeordnet wird. Tatsächlich besteht ihre Aufgabe jedoch im Aufspüren von Geistern, Gespenstern, Dämonen, Feen, Hexen, Elfen, Trollen usw. Auch sein neuer Chef ist mehr als merkwürdig: Nightingale ist eigentlich Magier und bereits über 100 Jahre alt.
So kommt es, dass Peter seine Begabung für Magie entdeckt, der erste Lehrling in England seit fünfzig Jahren wird und dabei erste Zaubersprüche erlernt. Viel Zeit für das magische Training bleibt ihm aber nicht, denn er und Nightingale müssen eine Mordserie aufklären, bei der ein unbekannter Magier seine Finger im Spiel hat. Des Weiteren muss Peter auch noch den Konflikt zwischen zwei Flussgöttern, Vater und Mutter Themse, schlichten – und auch seiner Kollegin Lesley May kommt noch eine wichtige Rolle in der Geisterjagd zu.
Für den Autor, Ben Aaronovitch, ist dies nicht der erste Ausflug in das Fantasygenre: Er hat bereits einige Drehbücher für die englische TV-Fantasyserie „Doctor Who“ geschrieben. Daneben arbeitet er als Buchhändler in seiner Heimatstadt London, die auch Peter Grants Zuhause darstellt, was durch detail- und wahrheitsgetreue Ortsbeschreibungen deutlich wird.
Warum ist diese Buchreihe nun besonders lesenswert?
Bereits die Autorin der Highland-Saga (Vorlage für die Fernsehserie Outlander) Diana Gabaldon sagt über das erste Buch von Aaronovitch: „So stellt man es sich vor, wenn Harry Potter erwachsen geworden und zu den Bobbies gegangen wäre. Eine einzige große, witzige, phantasievolle Kapriole.“ Die Bücher, geschrieben aus der Ich-Perspektive von Peter Grant, bestechen durch eine gehörige Menge Ironie von Peters Seite aus im Bezug auf die magischen Einflüsse, denen er sich plötzlich gegenüberstehen sieht. Hinzu kommt die detailgetreue Orts- und Richtungsbeschreibung, durch die man als Leser das Gefühl erhält, man könne mithilfe des Buches als Stadtführer in London die Wege von Peter und Nightingale nachvollziehen. Dadurch wirken auch die Beschreibungen der magischen Wesen und Begebenheiten umso realistischer und es kommt einem nicht mehr komisch vor, wenn ein Flussgott als reisender Schauspieler in einem Wohnwagen inmitten eines Jahrmarkts wohnt. Hinzu kommt Peters schrullige Verwandtschaft, allerhand merkwürdige Gestalten, die seinen Weg kreuzen, Peters neuer Geisterjagdhund Toby und nicht zuletzt Molly, Nightingales mehr als merkwürdiges Hausmädchen mit allzu scharfen Zähnen, die in seinem Haus – das gleichzeitig die Schaltzentrale des Mets ist, Folly genannt wird und auch Peters neues Zuhause wird – für Ordnung sorgt.
Zusammenfassend kann man daher sagen, dass diese Buchreihe einen erfrischend neuen Wind in das Urban-Fantasy-Genre bringt und dabei originell und gut zu lesen ist, weshalb es für alle Lesefreunde ab ungefähr 14 Jahren ein echtes Lesevergnügen darstellt.
Kira Marie Niederberger (MSS 13)
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