• Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.
  • Dieses Recht kann nicht in Anspruch genommen werden im Falle einer Strafverfolgung, die tatsächlich auf Grund von Verbrechen nichtpolitischer Art oder auf Grund von Handlungen erfolgt, die gegen die Ziele und Grundsätze der Vereinten Nationen verstoßen.

Die Zahl der Menschen mit Fluchterfahrung steigt täglich und auch an unserer Schule bleiben die neuen Mitschüler nicht unbemerkt. Zu unserer Aktion „30 Tage 30 Menschenrechte“ möchten wir heute eine dieser geflüchteten Jugendlichen interviewen. Die 13 jährige Haiva wurde in Aleppo geboren und erklärte sich bereit, mir von ihrer Flucht nach Deutschland zu erzählen. Sie berichtet mir davon, was sie währendessen erlebt und welche Erfahrungen sie gemacht hat.

„Ich war erst 6 Jahre alt, als der arabische Frühlingskrieg in Syrien begann.“ , antwortet Haiva auf die Frage, wann sie das erste Mal geflüchtet sei. „Etwa 2013 bin ich dann das erste Mal mit meiner Familie in den Libanon geflüchtet.“

Wie seid ihr geflüchtet? „Wir sind mit dem Flugzeug nach Libanon geflogen, dort haben wir ein Haus gemietet, in dem wir leben konnten.“

Hattest du Angst während der Flucht? „So direkt nicht. Aber es gab zwei Situationen, in denen ich mich fürchtete. Einmal mussten meine Eltern zurück in meine Heimatstadt, um aus unserem Haus noch wichtige Dinge zu holen. Ich musste fast zwei Tage alleine mit meiner Schwester in unserer Wohnung leben. Wir hörten die ganze Zeit Stimmen und ich befürchtete, dass jeden Moment jemand in unsere Wohnung kommen würde. Das war schrecklich.“

Die 13 jährige Schülerin erzählt mir auch, dass ihr Vater einmal beinahe angeschossen wurde und sich nur knapp retten konnte. Mir wird an solchen Einzelfällen bewusst, wie abgeschreckt wir schon durch die Presse und den Bildern in den Medien sind, dass ich über diesen Vorfall zunächst gar nicht so geschockt bin. Noch einmal darüber nachgedacht, gehen mir ihre Worte dann doch sehr nahe.

Nächste Frage! Wann und warum seid ihr dann nach Deutschland kommen? „Wir sind 2015 nach Deutschland geflogen , weil mein Vater ein Angebot von der UN bekommen hatte, hierher zu kommen.“

Was bedeutet es für dich „Asyl“ in Deutschland zu bekommen?: „Natürlich finde ich es gut, aber ich habe oft das Gefühl komsich angeschaut zu werden. Am Anfang war es ganz schlimm, als ich die Sprache noch nicht verstanden habe. Da habe ich mich oft einsam und traurig gefühlt und habe gedacht, dass mich die Menschen hier hassen. Mittlerweile spreche ich ganz gut Deutsch und verstehe viel, deshalb ist es besser geworden.“

Wie war dein Leben im Libanon?: „Meine Familie und mir ging es nie schlecht. Wir hatten immer genug Geld, jedoch mussten wir im Libanon auf eine Privatschule gehen, da wir auf einer staatlichen Schule als Syrier nicht genommen wurden. Das bedeutete für meine Schwester und meinen Bruder, dass sie arbeiten gehen mussten. Auch meinen Papa habe ich nur noch selten gesehen, weil er so viel arbeiten musste. Aus Angst vor Organraub oder Überfällen auf der Straße wurden wir immer von einem Chauffeur zur Privatschule gebracht.“

Dabei spricht Haiva auch immer wieder von ihrer älteren Schwester, die zu dieser Zeit schon ihr Abitur hatte. „Sie wollte so gerne Pharmazie studieren, aber damit wir zur Schule gehen konnten, musste sie arbeiten gehen anstatt zu studieren.“ Mit einem strahlenden Gesicht berichtet sie mir, dass sie glücklich sei, dass ihre Schwester jetzt endlich die Möglichkeit habe studieren zu gehen und Apothekerin zu werden.

Was hat sich für dich verändert seit du hier in Deutschland bist? „Eigentlich gar nicht so viel. Außer meiner Umgebung. Meine ganze Familie, Oma & Opa, Cousins, Tante & Onkel, wir haben alle in einer Straße gewohnt. Das war wirklich sehr schön und das vermisse ich.“

Möchtest du gerne wieder zurück, wenn du die Möglichkeit hättest? „Das weiß ich nicht.“

Und zum Abschluss noch eine Frage: Was möchtest du werden, wenn du „groß“ bist? „Ärztin. Unbedingt Ärztin“, anwortete sie mit leuchtenden Augen.

Liebe Haiva, danke für deine Ehrlichkeit und die Möglichkeit, dieses Interview mit dir zu führen. Alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!

Julia Zimmermann (MSS12)

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