Als Anja die Augen öffnete, war alles dunkel. „Jetzt hast du extra die Lichterkette am Tannenbaum repariert, den Balkon mit Lichtern bestückt und jetzt ist Stromausfall. Mein teurer Weihnachtsbraten ist halbfertig im Ofen und nichts geht mehr“, meckerte Anja ihren Mann an, als könnte dieser etwas dafür. Das einzige Licht, was den Raum erhellte, waren die dreiviertel abgebrannten Kerzen des Adventskranzes. Peter meinte: „Gehen wir doch mal raus und gucken, ob es überall dunkel ist oder nur bei uns. Und vielleicht geht der Strom auch bald wieder.“ Die schlagartig traurig gestimmte Anja trottete ihrem Mann hinterher.

„Das mit dem Film wird heute wohl doch nichts“, dachte sich Stefan, der ein paar Kerzen auf den Tisch gestellt hatte und Gebäck knabberte, während er aus dem Fenster schaute. „Ich könnte aber auch nach draußen gehen, vielleicht sind dort welche, die dasselbe Problem haben wie ich. Alleine Heiligabend zu „feiern“ ist sowieso langweilig. Es wäre schön, wenn ich ein paar Leute treffen würde.“ Stefan lief zur Wohnungstür. Er wollte gerade hinausgehen, als ihm einfiel, dass es geschickt wäre, eine Taschenlampe mitzunehmen. Im Treppenhaus schaltete Stefan die Taschenlampe an und lief die drei Stockwerke nach unten.

„So … die Vorspeise ist schon fast fertig und der heiße Stein ist auch schon im Ofen. Das ist nicht lustig Klaus, anstatt mir das Licht auszumachen, könntest du mir beim Kochen helfen!“, rief Charlotte genervt aus der Küche. Ihr Mann antwortete: „Bei mir ist auch alles plötzlich dunkel geworden, es ist Stromausfall.“ „Ja, jetzt merke ich es auch, der Ofen ist ausgegangen und damit kann ich das Hauptgericht nicht machen.“ Plötzlich hörten die beiden ihre Tochter von oben schreien. „Sie ist bestimmt aufgewacht und ihr Nachtlicht geht aufgrund des Stromausfalles nicht mehr. Ich gehe mal nach ihr gucken“, erklärte Klaus seiner Frau. Ein paar Minuten später kam er mit Lilli und einer Taschenlampe in der Hand die Treppe hinunter gelaufen. „Ich gehe mal kurz mit der Kleinen raus, bis gleich“, hörte Charlotte nur noch ihren Mann sagen, bevor sich die Tür schloss.

Ein paar Meter weiter, unter dem Carport von Familie Kaiser standen schon ein alter blauer Gartentisch und die ausrangierte Couch, sowie ein gemütlicher Sessel. Jans Vater holte gerade noch ein paar Gartenstühle und die batteriebetriebene Hängelampe aus dem Keller, als auch Stefan ankam. Anja und Peter hatten bereits ihre Geschenke aus dem Haus geholt und sich auf der Couch niedergelassen, während Svens Mutter auf dem Sessel saß. Dieser Anblick erfreute Stefan, welcher mit anpackte, um die sechs Gartenstühle aufzustellen. Nun kam auch Klaus zusammen mit Lilli an diesem Haus an. „Oh, was macht ihr denn da? Das ist ja schön, kann ich denn irgendetwas helfen?“, fragte er in die Runde. „Getränke bräuchten wir noch“, antwortete Peter. „Da haben wir welche, ich komme gleich wieder, denn wir haben noch Glühwein und Kinderpunsch, den haben wir kurz vor dem Stromausfall gemacht, dann ist er wahrscheinlich sogar noch warm. „Lilli, setz‘ dich doch auf den Stuhl dort, ich komme gleich wieder.“

Kurze Zeit später standen zwei Thermokannen mit Glühwein und Kinderpunsch auf dem Tisch. Auch Plätzchen waren in großen Mengen da. Da hatte Klaus noch eine gute Idee. Er hatte zu Hause ein Feuerzeug und Anzünder besorgt, weil sich unter dem Carport von Familie Kaiser sehr viel Feuerholz befand. So machten sie noch ein warmes Feuer, das beruhigend knisterte.

Letztendlich waren sich alle einig, dass dieses Weihnachtsfest das Schönste seit langem war. Wenn alle anpacken, kann man aus jeder Situation etwas Gutes machen. So saßen schließlich bis in den späten Abend hinein zehn sehr zufriedene Menschen um den Tisch und bemerkten nicht, dass inzwischen die Straßenbeleuchtung wieder funktionierte…

Dominik Neu (7D)

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